Pressemitteilung zu der Schieflage an den beruflichen Schulen

Veröffentlicht am 18. Januar 2024

Die Bildungspolitik droht aus Sicht der beruflichen Schulen in eine absolute Schieflage zu geraten. Trotz eine Vielzahl an jungen Menschen ohne Ausbildung und Fachkräftemangel werden erneut zu wenige Ressourcen für berufliche Ausbildung und berufliche Gymnasien eingeplant. Der BLV formuliert fünf zentrale Forderungen für bessere berufliche Schulen.

Stuttgart, den 18. Januar 2024 Aus Sicht der beruflichen Schulen droht die Bildungspolitik in absolute Schieflage zu geraten. Aktuelle Pläne des Kultusministeriums sehen für das kommende Schuljahr für die beruflichen Gymnasien erneut weniger Lehrerwochenstunden als für die allgemeinbildenden Gymnasien vor. „Leider muss ich feststellen, dass Bildungsgerechtigkeit für Schülerinnen und Schüler der beruflichen Schulen nicht zu gelten scheint“, stellt der BLV-Vorsitzende Thomas Speck enttäuscht fest.

Gleichzeitig drohen weitere empfindliche Einschnitte bei der Berufsausbildung. Standorte werden gestrichen oder zusammengelegt. Die Schulwege für Berufsschülerinnen und Berufsschüler werden damit immer weiter, häufig über 50 km und mehr. In Zeiten des Fachkräftemangels bei Industrie und Handwerk auch bildungspolitisch ein absolut falsches Signal. „Fehlt schulische Ausbildung fallen die Arbeitsplätze eher früher als später weg. Ich fordere eine Standortsicherung für die beruflichen Schulen. Die sogenannte ‚regionale Schulentwicklung‘ ist allzu häufig nur ein Spar- und Kürzungsprogramm zu Lasten des Wirtschaftsstandortes Baden-Württemberg. Leider fehlt auch der beruflichen Fort- und Weiterbildung oftmals die erforderliche Unterstützung. Es braucht eine Stärkung der Fach- und Technikerschulen sowie der Bildungsstätten der Unternehmen und Kammern“, so der BLV-Vorsitzende.

Besonders wichtig in diesem Zusammenhang: Jeder sechste junge Erwachsene in Baden-Württemberg hat keine Ausbildung: 379.000 Menschen zwischen 20 und 35 Jahren sind ungelernt! Diese absolut missliche Lage wird aber nicht als Frage der allgemeinbildenden Gymnasien gesehen und damit steht sie auch nicht im Zentrum der aktuellen Bildungspolitik. „Gesellschaftlich wird uns diese Ignoranz früher oder später so richtig um die Ohren fliegen. Bildungsgerechtigkeit leider Fehlanzeige. Gibt es einen Ausweg? Die Antwort der OECD ist klar: Die beruflichen Schulen können ein Teil der Lösung sein! Dafür brauchen wir aber bessere Rahmenbedingungen. Die schlechten Pisa-Ergebnisse zeigen sich immer mehr auch in den Schülerleistungen an den beruflichen Schulen. Ohne zusätzliche Unterstützung sind Lehrkräfte und Schulleitungen damit überfordert“, stellt Thomas Speck enttäuscht fest.

 

5 zentrale Forderungen für eine nachhaltige Stärkung der beruflichen Bildung:

  1. Standortsicherung für die berufliche Ausbildung und Stärkung der beruflichen Weiterbildung in Techniker- und Fachschulen
  2. Ein klares Bekenntnis zum Erhalt der beruflichen Gymnasien und Angleichung der personellen Ressourcen auf das Niveau der allgemeinbildenden Gymnasien
  3. Langfristiges und nachhaltiges Förderprogramm für die beruflichen Schulen, so dass Schüler mit Lernschwierigkeiten, Ungelernte und Geflüchtete den Übergang in Ausbildung und Arbeit schaffen können
  4. Mehr zusätzliches Personal für Verwaltungsaufgaben, Entlastung von Lehrkräften und Schulleitungen z.B. bei IT-Support, Schüler- und Gebäudeverwaltung, KI-Systeme als Unterrichts- und Prüfungsassistenz
  5. Attraktive Arbeitsbedingungen für mehr Lehrernachwuchs mit Lebensarbeitszeitkonten, moderner IT-Ausstattung, flexibler Teamarbeit

Veröffentlicht am 18. Januar 2024

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