PM zu Gewaltvorfällen und fehlender Unterstützung an beruflicher Schule in Ulm

Quelle: ©iStockphoto.com/MadVector

Veröffentlicht am 2. Oktober 2025

(Heutiger Bericht der Südwest Presse: „Gewalt, Keilerei mit Bisswunden, Lehrkräfte in Angst: Der Rektor der Steinbeis-Schule sprach im jüngsten Schulbeirat üble Vorfälle an. Er fordert Unterstützung.“)

„Ich bin entsetzt, über die jüngsten Gewaltausbrüche an beruflichen Schulen in Ulm. Was muss noch alles passieren bis die Schulen endlich mehr Unterstützung besonders für die Integration junger Geflüchteter in den VABO-Klassen erhalten? Seit über einem Jahr werden nun bereits die Hilferufe der Schulleitungen und unsere Warnungen ignoriert. Als BLV unterstützen wir ausdrücklich den mutigen Weg der Schulleitung der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule die Vorfälle öffentlich zum Thema zu machen. Schüler und Lehrkräfte haben ein Recht auf eine förderliche Lernatmosphäre in sicherer Umgebung. Es braucht endlich mehr Förderangebote mit einer engen Verzahnung von Schule, Sozialarbeit, Schulpsychologen, Polizei und Behörden“, fordert der BLV-Vorsitzende Thomas Speck heute in Stuttgart.

Bereits im Frühjahr dieses Jahres veröffentlichte der BLV die Ergebnisse einer eigenen Umfrage zur Situation im VABO. Die Schulen wurden befragt, was ihnen besonders hilft und welche weitere Unterstützung sie für ihre Schülerinnen und Schüler benötigen. Dabei fielen gravierende Unterschiede zwischen AVdual und VABO auf. Die Krise ist das neue Normal und führt zu Dauerstress bei Schulleitungen und Lehrkräften. Immer wieder muss der Unterricht an einzelnen Standorten gekürzt werden, wenn nicht genügend Lehrkräfte zur Verfügung stehen. Und die jungen Erwachsenen brauchen weit mehr als nur „Deutschunterricht“. Die Bewältigung psychosozialer Traumata fordert viel mehr Beziehungsarbeit als üblicherweise. In der Ausbildungsvorbereitung sind die Schülerinnen und Schüler zunehmend durch ihre familiären Rahmenbedingungen und persönliche (auch psychische) Belastungen betroffen. Die Beziehungsarbeit stellt deswegen den entscheidenden Faktor dar. In der BLV-Umfrage vom Februar 2025 gaben jedoch nur 7 % der Schulen an, ausreichend Zeit für die Beziehungsarbeit zu haben. Für etwas mehr als ein Viertel bleibt nicht genügend Zeit. Bei allen anderen nur teilweise.

Daher forderten in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Landesschülerbeirat, die Direktorenvereinigung und der BLV, dass die Unterrichtszeiten und Zusatzstunden auch für das VABO, analog dem AVdual, ausgeweitet werden müssen. Die Heterogenität innerhalb der Lerngruppe ist riesig. Vor allem ist diese Gruppe in hohem Maße von Perspektivlosigkeit und Schulabsentismus betroffen. BLV-Chef Thomas Speck: „Leider hat sich bis heute nichts getan, so dass ich noch einmal ausdrücklich mehr Lehrerstellen für Unterstützungsangebote im VABO fordere, ansonsten riskieren wir noch mehr Schüler/-innen in Parallelwelten mit Gewalt, Kriminalität und Arbeitslosigkeit zu verlieren. Lehrerinnen und Lehrer können nur dann eine gute Arbeit leisten, wenn sie nicht um Leib und Leben fürchten müssen. Auch unbeteiligte Schülerinnen und Schüler müssen ausreichend geschützt werden. Um für Ordnung an den Schulen zu sorgen ist nicht allein der Kultusbereich zuständig, sondern das Land Baden-Württemberg insgesamt ist zur Wahrung der Öffentlichen Sicherheit und Ordnung verpflichtet!“

BLV-Forderungen:

  • Ausweitung der Stundentafel des AVdual auch auf das VABO (Bedarf: 40 Deputate)
  • Unterstützung durch zusätzliche Verwaltungsmitarbeiter z.B. zur Fehlzeitenverwaltung
  • Etablierung von multiprofessionellen Teams mit mehr Sozialarbeit und Schulpsychologinnen und Schulpsychologen an beruflichen Schulen
  • mehr Teamteaching, individuelle Förderung und Klassenlehrerstunden auch im VABO
  • Sicherung und Ausweitung der Unterstützung durch Personal für die Berufsorientierung
  • Auffangbecken für schulmüde bzw. demotivierte Schüler/-innen z.B. durch betriebliche Praktika mit Unterstützung durch Sozialarbeiter/-innen, um die Lust am Arbeiten zu finden
  • mehr berufliche Schulen ins Start-Chancen-Programm
  • mehr Handlungsspielraum zur Wiedereingliederung von Jugendlichen in den Schulalltag z.B. Wiedereingliederungsklassen bei Schulabsentismus
  • mehr behördliche Nachverfolgung und Bußgelder
  • Mindestanwesenheit zur Erreichung des (Aus-)Bildungsziels
  • Digitales Übergabemanagement zwischen den Schulen: Die aufnehmende berufliche Schule hat keine Kenntnis zu den Fehlzeiten an der zuliefernden Schule und beginnt beim Fehlzeitenmanagement von vorne, wobei wertvolle Reaktionszeit verloren geht.

Die Ergebnisse der BLV-Befragung zur Situation im VABO vom Frühjahr 2025 finden Sie hier.

Hier finden Sie unsere Pressemitteilung als Pdf zum Download.

Veröffentlicht am 2. Oktober 2025

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