Zumeldung des BLV zum Arbeitsmarktreport Juni 2025 der Bundesagentur für Arbeit

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Veröffentlicht am 1. Juli 2025
Alarmzeichen endlich ernst nehmen: 11,5 % mehr arbeitslose junge Menschen
Aufstiegsversprechen gilt nicht mehr
Berufliche Schulen brauchen mehr Unterstützung: BLV-Vorschläge warten auf Umsetzung
„Die jüngsten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sind alarmierend. Angesichts von 11,5 Prozent mehr arbeitslosen jungen Menschen im Vergleich zum Vorjahr ist es höchste Zeit zu handeln. Über zwei Drittel davon haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Die beruflichen Schulen galten lange als der Garant für das Aufstiegsversprechen und mehr Chancengerechtigkeit. Unter den aktuellen Bedingungen ist dies nicht mehr gegeben“, warnt der BLV-Vorsitzende Thomas Speck.
Dies zeigen auch mehrere wissenschaftliche Untersuchungen und Befragungen. Dazu zählen Bertelsmann-Studien, BLV-Umfragen zum Schulabsentismus und ganz aktuell die laufende Untersuchung der Universität Tübingen zur neuen Oberstufenstruktur der Beruflichen Gymnasien (ToscaNEO). Die Ergebnisse aller Studien sind erschreckend. Immer mehr Jugendliche bleiben dem Unterricht fern und die Leistungsheterogenität ist so hoch wie niemals zuvor. Dabei ist Baden-Württemberg auf das Begabungspotential aller jungen Menschen angewiesen.
Seit Monaten fordert der BLV mehr Unterstützung für die beruflichen Schulen um mehr Jugendliche erfolgreich in Ausbildung und Beruf zu bringen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) weist in einem aktuellen Beitrag darauf hin, dass insbesondere junge Menschen in Bürgergeld-Haushalten deutlich schlechtere Startchancen haben. Immer mehr junge Menschen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Sie sind abhängig von Helferberufen, prekären Beschäftigungsverhältnissen und von sozialen Transferleistungen. Gleichzeitig beklagt die Wirtschaft einen riesigen Fachkräftemangel, sichtbar in den geringen Ausbildungszahlen. Die Förderung der frühkindlichen Bildung ist richtig, braucht allerdings mindestens 10 Jahre bis die Erfolge auch in der beruflichen Bildung sichtbar werden können.
Aus den genannten Gründen braucht es auch an den beruflichen Schulen mehr und bessere Angebote um das Begabungspotential der jungen Erwachsenen bereits jetzt für Gesellschaft, Wirtschaft und für die jungen Menschen selbst zu heben.
Die dargestellte Situation braucht nach Auffassung des BLV die rasche Umsetzung folgender Maßnahmen.
- Zusätzlicher Sprach- und Förderunterricht in der Berufsschule zur Reduzierung der Abbrecher- und Durchfallquoten und Verbesserung der beruflichen Aufstiegschancen
- Unterstützung durch zusätzliche Verwaltungsmitarbeiter z.B. zur Fehlzeitenverwaltung
- Verteilungsschlüssel für Schulsozialarbeiter/-innen: Eine Vollzeitstelle pro 200 Schüler/-innen
- Mehr Teamteaching, individuelle Förderung und Klassenlehrerstunden bei der Beschulung Geflüchteter VABO (= 40 zusätzliche Lehrerstellen)
- Sicherung und Ausweitung der Unterstützung durch Personal für die Berufsorientierung (AVdual-Begleiter/-innen aufstocken nicht einsparen)
- Weiterentwicklung der Konzeption Jungarbeiter/-innen
- Auffangbecken für schulmüde bzw. demotivierte Schüler z. B. durch betriebliche Praktika mit Unterstützung durch Sozialarbeiter/-innen, um die Lust am Arbeiten zu finden.
- Mehr berufliche Schulen ins Start-Chancen-Programm
- Mehr Handlungsspielraum zur Wiedereingliederung von Jugendlichen in den Schulalltag z.B. Wiedereingliederungsklassen bei Schulabsentismus
- Mehr behördliche Nachverfolgung und Bußgelder
- Mindestanwesenheit zur Erreichung des (Aus-)Bildungsziels
Hier finden Sie unsere Zumeldung als Pdf zum Download.
Veröffentlicht am 1. Juli 2025