Pressemitteilung zur Sondersitzung des Landtags-Bildungsausschusses zu den nicht besetzten Lehrkräftestellen

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Veröffentlicht am 23. Juli 2025

Stellenverteilung ungerecht – 100 Stellen sind zu wenig

320.000 Schülerinnen und Schüler werden ein zweites Mal enttäuscht

Flüchtlingsbeschulung, Überstundenberg und weite Wege für eine Ausbildung spielen scheinbar keine Rolle

„Ich habe mir von der Sondersitzung des Bildungsausschusses viel mehr erwartet. Nur 100 Stellen von 1.440 unbesetzten Lehrerstellen für berufliche Schulen reichen bei Weitem nicht aus. Bei 320.000 Schüler/-innen, ca. ein Drittel von insgesamt 1 Mio. Schüler/-innen in Baden-Württemberg, ist das leider viel zu wenig“, stellt der BLV-Vorsitzende Thomas Speck enttäuscht fest.

Aktuell ist nicht klar, in welchen Schularten die Geisterstellen verschwinden konnten. Sowohl nach Schüleranteil, was ein Drittel wäre, als auch nach dem Anteil der Lehrkräfte, der 20 % aller Lehrkräfte beträgt, gehe ich aber davon aus, dass mindestens 300 Stellen, eher bis zu 450 Stellen an beruflichen Schulen unbesetzt sind. Und sollte die Fehlerquelle der unbesetzten Stellen tatsächlich in der Umstellung im Bereich der angestellten Lehrkräfte liegen, müsste auch hier der Anteil, der auf die beruflichen Schulen entfällt, deutlich höher als nur 1/14 sein. Beim Arbeitnehmeranteil kommen wir auf 25 %. Daher hält der BLV die im Bildungsausschuss vorgestellte Verteilung der Stellen für ungerecht.

Dazu kommen noch weitere Argumente, die bei der Entscheidung eine Rolle spielen müssen. Lehrkräfte und Schulleitungen schieben einen Überstundenberg von ca. 2.000 Deputaten vor sich her. Ein nachhaltiger Abbau war bislang nicht möglich. Und mit Blick auf die Beschulung Geflüchteter ist die Situation an den beruflichen Schulen äußerst herausfordernd. Mit aktuell 530 VABO-Klassen ist davon auszugehen, dass wir auch im nächsten Schuljahr ähnlich hohe Schülerzahlen haben werden. Es ist daher auch enttäuschend, wie wenig in der Sondersitzung des Bildungsausschusses von beruflichen Schulen gesprochen wurde. Ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler nicht zu beachten, kann und darf sich Baden-Württemberg nicht erlauben. Angesichts der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage, würden höhere Investitionen in die beruflichen Schulen sicher auch von Industrie- und Handelsunternehmen sowie von Handwerksbetrieben und den Kammern begrüßt werden. „Wir müssen doch das Ziel haben die Ausbildung in der Fläche zu erhalten. Weite Wege von über 50 km sind keine Seltenheit und bremsen nachhaltig die Ausbildungsbereitschaft. Daher brauchen wir mehr als 100 Lehrerstellen, ansonsten fahren unsere Azubis immer weiter vom Betrieb in die Berufsschule und auch für die Betriebe wird die Ausbildung so immer unattraktiver. Das wird dazu führen, dass sich viele Jugendliche gegen eine Ausbildung entscheiden, sich der Fachkräftemangel dadurch weiter verschärft und der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg weiter geschwächt wird,“ prophezeit Thomas Speck.

„Ausdrücklich loben möchte ich die Bereitschaft der Kultusministerin zur Aufklärung. Ich befürchte allerdings, dass man am Ende feststellt, dass deutlich mehr als nur 100 Geisterstellen an beruflichen Schulen unbesetzt waren. Dann ist der Kuchen aber schon verteilt und es wird keinen Nachschlag geben. Spätestens dann ist die ganze Panne ein zweites Mal mehr als bitter für unsere Schülerinnen und Schüler“, so der BLV-Vorsitzende abschließend.

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Veröffentlicht am 23. Juli 2025

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