Pressemitteilung zur heutigen Sitzung des Bildungsausschusses und zur Bildungsallianz

Veröffentlicht am 14. März 2024

Unterrichtsversorgung, Bedarfe und Klientel der Schulen sind sehr unterschiedlich, daher müssen alle Schularten bei den Gesprächen zu einer Bildungsallianz Thema sein

  • Gründlichkeit muss vor Schnelligkeit gelten: Strukturelle Änderungen am Bildungssystem dürfen nicht auf dem Rücken der beruflichen Schulen stattfinden
  • Für den Erhalt der Wirtschaftskraft und des Mittelstandes müssen nach der Sekundarstufe 1 ca. 70 % der Schülerinnen und Schüler in die berufliche Bildung gehen: Zahl der Ungelernten zwischen 18 und 35 Jahren mit ca. 380.000 viel zu hoch

Stuttgart, den 14. März 2024 „Bei einer Rückkehr zu G9 muss Gründlichkeit vor Schnelligkeit gelten. Die Auswirkungen auf alle anderen Schularten werden erheblich sein und müssen daher genau in den Blick genommen werden. Da die Ressourcen an Lehrkräften endlich sind, droht eine Verschiebung weg von der beruflichen Bildung. Es gilt zu klären, wie es einen Ausgleich bei notwendigen Investitionen z.B. in Gebäude und Personal zwischen den Schularten geben kann. Ich werde keinen Änderungen zustimmen, die auf dem Rücken der beruflichen Schulen, ihrer Schülerinnen und Schüler sowie ihrer Auszubildenden erfolgen. Damit schließe ich mich der Forderung nach einer Stärkung aller mittelbar betroffenen Schularten an.“, so der BLV-Vorsitzende Thomas Speck heute in Stuttgart.

Ein Blick auf die Unterrichtsversorgung genügt, um die aktuelle Schieflage zwischen den Schularten deutlich zu machen. Daher gilt es zunächst einmal die Unterrichtsversorgung der beruflichen Schulen an die Ressourcen des allgemeinbildenden Gymnasiums anzugleichen. Seit Jahren liegt die Unterrichtsversorgung der beruflichen Schulen deutlich unter dem Standard allgemeinbildender Gymnasien. Nach wie vor stehen Schülerinnen und Schüler beruflicher Gymnasien weniger Lehrerstunden als Schülerinnen und Schüler allgemeinbildender Gymnasien zur Verfügung. „Diese längst überfällige Angleichung muss endlich kommen. Oder sind unsere Schülerinnen und Schüler so viel weniger wert? Aktuell fehlen im Fach Deutsch so viele Lehrkräfte, dass man von einem Mangelfach sprechen muss. Wie sollen wir da unserem Bildungsauftrag gerecht werden? Hier erwarte ich von den Gesprächen im Rahmen der Bildungsallianz klare Unterstützungszusagen für betroffene Schulen“, fordert der BLV-Vorsitzende.

Lehrkräfte an beruflichen Schulen müssen immer öfter reparieren, was in früheren Schuljahren verpasst wurde. Gleichzeitig organisieren die Schulleitungsteams den Unterricht für eine enorm gestiegene Zahl an Geflüchteten. Berufliche Schulen haben einen deutlich höheren Anteil an sozial benachteiligten Schülerinnen und Schüler als allgemeinbildende Schulen. Wir bringen die Kinder und Jugendlichen um ihre Zukunftschancen, wenn berufliche Schulen und ihre Integrationsleistung nicht nachhaltig gestärkt werden. Ein Blick in unser wirtschaftsstarkes Nachbarland Schweiz genügt: Auch hier gehen nach der Sekundarstufe 1 ca. 70 % der Schülerinnen und Schüler in die berufliche Bildung. Diese Quote muss auch in Baden-Württemberg weiterhin gelten. Sie ist die Basis für die wirtschaftliche Stärke des Mittelstands in unserem Land.

„Die Bedarfe der Unternehmen gilt es bei allen bildungspolitischen Vorhaben zu berücksichtigen, ansonsten drohen neben einer sinkenden Wettbewerbsfähigkeit weiter sinkende Steuereinnahmen und steigende Jugendarbeitslosigkeit. Bereits heute sind ca. 380.000 Menschen zwischen 18 und 35 Jahren in Baden-Württemberg ohne Ausbildung. Laut Zahlen der Arbeitsagentur von letzter Woche verlieren genau diese Menschen nun als erste Ihren Job. Dabei ist allgemein anerkannt, dass Investitionen in Jugendbeschäftigung und in junge Fachkräfte der entscheidende Faktor für späteres Wachstum, Wohlstand, gesellschaftliche Teilhabe und letzten Endes für sozialen Frieden in einer Gesellschaft sind. Ich erwarte von Politik und Gesellschaft, sich diesem Problem endlich zu stellen und den Wert der beruflichen Bildung deutlich herauszustellen.“, so Thomas Speck abschließend.

Hier finden Sie die Pressemitteilung als Pdf zum Download.

 

Veröffentlicht am 14. März 2024

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